Genetische Tests wie der BRACA-Test sind nur eine kleine Untergruppe von genetischen Tests. Immerhin gehen verschiedene Publikationen von einer BRCA-MutationsInzidenz von ca 20% unter den Männern im kastrationsresistenten Stadium (cRPC) der Erkrankung (somatischer/erworbener Defekt) aus (vs ca 11% als Keimbahnmutation/Germline) , so dass ein solcher Test für etliche Männer „interessant“ sein dürfte- also nicht nur für Frauen mit Brustkrebs oder Eierstockkrebs, bei denen diese Mutation ca 3x häufiger ist.
Die obige Kaplan-Meier-Kurve zeigt, dass das krankheitsspezifische Überleben bei Vorliegen einer BRCA2 Mutation im Gegensatz zu einer BRACA1 Mutation während der ersten 10 Jahre kontinuierlich abnimmt und erst ab dem 10.Jahr von dieser „eingeholt“ wird.
BRACA(Breast Cancer Gene) ist ein Gen in unserem Körper, das hilft die DNA richtig zu reparieren. Wenn es Fehler im Replikationsprozess gibt, teilen sich die Zellen so oft, dass ein ganz neuer DNA -Satz entsteht, was ein komplexer Prozess ist, bei dem es unweigerlich zu Fehlern kommt. Das BRACA-Gen (BRCA-Gen) untersucht, sortiert diese Fehler aus und behebt sie. Bei drei bis vier Prozent der Bevölkerung ist dieses Gen defekt, bei Krebspatienten also noch häufiger, weil Menschen, die dieses Gen haben, eher dazu neigen, an Prostatakrebs und zwar in einem fortgeschritenen Stadium zu erkranken?
Es ist also wichtig, darüber Bescheid zu wissen, denn die Patienten, die diese spezielle Mutation haben, sprechen mit größerer Wahrscheinlichkeit auf ein Medikament an, das darauf abzielt die DNA-Reparatur weiter zu verzögern.
Krebszellen sind anders als normale Zellen, weil sie sich häufiger teilen und vermehren, sie replizieren sich öfter , und wenn jemand ein Braca-Mutation hat, werden die Krebszellen nicht mehr so gut repariert. Wenn man dann ein Medikament wie Olaparib (Lynparza) hinzufügt, das die DNA-Reparatur weiter verzögert, wird die Zahl der Mutationen so übermäßig groß, dass die Krebszellen absterben. So kann es sehr wichtig sein das Braca-Gen zu identifizieren und solchen Personen Olaparib (Lynparza) oder ähnliche Medikamente zu geben.
Diese Menschen werden höhere Ansprechraten auf solche Therapeutika und bessere Resultate haben. Deshalb macht es Sinn, eine solche Therapie bei Menschen mit dieser spezifischen Mutation in Betracht zu ziehen.
Daher sollten alle infrage kommenden Prostatakrebspatienten einen Bluttest machen lassen.
Man kann einen Gentest mit Blut durchführen oder auch erstmal einen Mundabstrich nehmen.
Es ist nicht unklug Männer, die Prostatakrebs im fortgeschrittenen Stadium haben, einen Gentest machenzu lassen.
Ob auch alle Prostatakrebspatienten einen Gentest machen lassen sollten, ist umstritten, denn bei derartigen Tests fallen grosse Mengen von genetischem Material an. Man weiß noch nicht, wie damit im Detail umzugehen ist, und natürlich kann es etwas beängstigend sein, wenn die Information kommt, dass man bestimmte Mutationen hat, aber niemand weiß, was man damit machen soll.
Spricht das gegen Gentests?
Ein unbestreitbarer Vorteil ist, dass, wenn man ein korrigierbares Gen findet, dieses möglicherweise die Tür zu einer neue Behandlung öffnet an die man überhaupt noch nicht gedacht hat
Manche Männer bekommen sehr früh im Leben Prostatakrebs, zB schon in ihren 50er Jahren.
Diese sollten sofort BRACA-Tests bekommen, weil sie noch so jung sind.
Bei älteren Männern muß man nicht a priori von einem genetischen Defekt ausgehen, insbesondere nicht wenn bei ihnen keine entsprechende familiäre Belastung vorliegt.
Wenn man im fortgeschritenen Stadium durch einen Test herausfindet, dass eine BRACA-Mutation vorliegt, sollte man logischerweise mit einem onkologisch versierten Mediziner die nächsten Schritte besprechen, insbesondere wenn man berücksichtigt, daß diese Art von Medikamenten (die sog. PARP-Inhibitoren) nicht frei von Nebenwirkungen sind- eher mit einer milden Chemotherapie vergleichbar sind.
Ganz sicher ist es nicht so, dass jeder, der diese Mutation hat, sofort mit dieser neuen Generation von Medikamenten behandelt werden sollte. Aber es ist gut zu wissen, dass man vielleicht noch einen Pfeil im Köcher hat, noch eine zusätzliche wirksame Therapie bereit steht für den Fall, dass eine aggressive Behandlung gerechtfertigt ist.